Royale Affären: Eine Nacht im königlichen Liebesnest

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Royale Affären Eine Nacht im königlichen Liebesnest

17A119C6-1D71-418A-B7BE-7A88F701AADE-1.jpeg Von Peter Littger 21.02.2023, 18:33 Uhr

Was als unspektakuläre Hotelbuchung in London beginnt, endet im Schlafzimmer einer notorischen Konkubine. Eine Begegnung mit dem Geist von Lillie Langtry - einer im viktorianischen England berühmten Frau. Auf den Spuren einer Gesellschaftslöwin.

"Hätte ich die Wahl gehabt - ich hätte lieber Lillie Langtry entdeckt als Amerika. Sie ist die schönste Frau der Welt." Mit diesem Satz wird der irische Literat Oscar Wilde in der 1925 erschienenen Autobiografie jener Frau zitiert, die er beschreibt. Nur wenige Personen hatten die Öffentlichkeit im viktorianischen - und noch mit Irland vereinigten - Königreich derart beschäftigt wie die Schauspielerin Lillie Langtry. Ihr Name war am Anfang des 20. Jahrhunderts genauso berühmt und mindestens so berüchtigt wie etwa heute der von Meghan Markle.

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In der Langtry-Suite.

(Foto: P. Littger)

1853 als einzige Tochter des Pfarrers William Le Breton auf der Kanalinsel Jersey geboren, galt Lillie - damals noch Emilie - bereits 20 Jahre später auf dem Festland als das, was man "Socialite" nannte: eine "Gesellschaftslöwin" - beliebt als gewitzte Gesprächspartnerin und geliebt als Mätresse, Kurtisane oder Konkubine. Sie ging ein und aus in den Salons der einflussreichsten Londoner Familien - und frequentierte das Bett mit deren männlichen Oberhäuptern. Als sie 1880 zum ersten und einzigen Mal Mutter wurde, kamen mehrere Männer als Vater von Tochter Jeanne-Marie infrage. Offiziell wurde es schließlich Prinz Louis Battenberg, der deutschstämmige "Seelord", der sich 1917 Mountbatten nannte - und als Großvater von Prinz Philip als Namenspatron der englischen Königsfamilie in die Geschichte einging.

Die zahlreichen Affären von Lillie Langtry sind als genauso atemberaubend überliefert wie ihre Ausstrahlung auf der Bühne. Sogar Prinz "Bertie", also Edward VII. (von 1901 bis 1910 König), konnte sie begeistern. Nachdem er sich während eines Dinners im Jahr 1877 absichtlich neben ihr hatte platzieren lassen, umwarb er sie mehrere Jahre und förderte sie danach noch für Jahrzehnte - auch mit Zustimmung seiner deutsch-dänischen Ehefrau, Prinzessin Alexandra.

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Die Suite hat einen eigenen Eingang.

(Foto: The Cadogan, Belmond )

Oscar Wilde und Lillie Langtry waren in den 1890er-Jahren in London Nachbarn gewesen, zumindest zeitweise. Während sich der Autor im Stadtteil Chelsea im Hotel "The Cadogan" auf der Sloane Street einquartierte, wohnte Langtry im selben Häuserblock auf der Pont Street. Als das Hotel um ihre Wohnung erweitert wurde, durfte sie bleiben und bewohnte fortan Zimmer 106. So auch im Jahr 1895, als Oscar Wilde im Zimmer 118 festgenommen wurde - mit einem männlichen Liebhaber. Er kam ins Zuchthaus und starb fünf Jahre später. Langtry zog weiter.

Ihr Zimmer im Hotel "The Cadogan": Heute die 109

Einige Spuren, die sie bis dahin in London hinterlassen hatte, kann man noch heute besuchen und sogar für eigene Übernachtungen buchen - ohne jede erotische Zusatzleistung, versteht sich. Da ist zunächst das prächtig renovierte Hotel "The Cadogan" (gesprochen Käh-dogn), das zur noblen Belmond-Gruppe gehört. Nicht nur der Name des Restaurants "Lalee" soll an die berühmte Bewohnerin erinnern. Wer sich in ihrem früheren Zimmer wähnen möchte, bucht die 109 (nicht 106) und bekommt dazu ihren alten Eingang auf der Pont Street. Für den stolzen Preis von rund 1000 Euro pro Nacht bekommt man immerhin das Bodenmosaik im Treppenhaus und die Dekoration der Decken sowie der Wände aus Langtrys Zeiten. (Oscar-Wilde-Fans mit dem nötigen Kleingeld müssen sich unterdessen in der "Royal Suite" einquartieren, um dem Ort seiner Verhaftung - und dem Anfang seines Endes - am nächsten zu sein.)

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Königlicher Prestigebau - das sieht man auf den ersten Blick.

(Foto: P. Littger)

Noch spektakulärer - weil unverhoffter, günstiger und mangels Renovierung authentischer - ist ein Aufenthalt im "Grand Royale Hotel". Es liegt nördlich des Hyde Parks in der Straße Inverness Terrace. Laut Hotelleitung soll das vierstöckige, relativ schmale Haus von König Edward VII. höchstpersönlich als Stadtresidenz für Lillie Langtry in Auftrag gegeben worden sein. Ein Hinweis, dass es sich tatsächlich um einen königlichen Prestigebau gehandelt haben könnte, ist sein französischer Architekt Frédéric Mewès, der sowohl in Paris als auch in London die "Ritz"-Hotels entworfen hatte. Auch die heute erhaltenen Bleiverglasungen im Eingang und im Treppenhaus liefern Hinweise: Sie zeigen die ältesten Wappen der englischen Könige mit den drei Löwen von Richard Löwenherz - The Three Lions.

Eine Reihe der Räume deuten mit vielen erhaltenen Details auf eine erkennbar exklusive Nutzung - zum Beispiel der komplett holzvertäfelte Salon neben dem Eingang, wo ein Porträt von König Edward hängt. Dahinter befindet sich die heutige Bar, die noch in zwei Bereiche unterteilt ist: einen höheren mit einer Tanzfläche und den Zuschauerraum mit einer eigenen Sitzloge für drei Ehrengäste. Da Langtrys Liebhaber voneinander wussten und sich sogar freundschaftlich verbunden waren, ist es gut möglich, dass hier schon König Edward neben Admiral Mounbatten und etwa Premierminister Gladstone saßen. Oder ihr zweiter Ehemann Huge Gerald de Bathe. Bloß ihr erster Ehemann Edward Langtry, von dem sie sich bitter entfremdete, wird dort nicht aufgetaucht sein.

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Hier wird weggespült, was weggespült werden muss.

(Foto: P. Littger)

Ein prächtiges Treppenhaus, noch mit dem alten Deckengemälde, führt in zwei prunkvolle Gesellschaftsräume im ersten Stockwerk, die heute als Frühstücksräume genutzt werden. Vorbei an einem kleinen Vorsprung, auf dem Lillie gestanden und ihre Gäste singend begrüßt haben soll, führt die Treppe hinauf in die oberen, leider total verbauten Stockwerke.

Der einzige angeblich erhaltene Raum ist eine Suite mit einem Himmelbett, die das Schlafzimmer von Lillie Langtry gewesen sein soll. Es ist vor allem das noch immer üppig mit weißem und schwarzem Marmor ausgestattete Badezimmer mit seiner freistehenden Badewanne, das Lillies Geist wachruft. "Das Wasser eines Bades hat die schmerzhaften wie die schönen Erinnerungen noch immer hinweggespült", wird Lillie zitiert.

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